Zitate und Gedichte

Zitate und Gedichte

Möchten Sie Ihre Ahnentafel oder Ihr Familienbuch mit einem Zitat bereichern? Dann sind Sie hier richtig. Unsere Sammlung von Zitaten zum Thema Familienforschung, Familiengeschichte, Vorfahren usw. ist zwar nicht sehr groß, aber vielleicht ist für Sie ja trotzdem ein passender Text dabei.

Zitate

Wer ruft die Geschlechter von Anfang her?
Ich bin's der Herr,
der Erste und bei den Letzten dennoch derselbe.

Jesaja 41,4

Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, 
der froh von ihren Taten, ihrer Größe,
den Hörer unterhält und, still sich freuend,
ans Ende dieser schönen Reihe sich geschlossen sieht.

Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 1,3

Es ist eine weise Fügung der Weltordnung,
daß wir nicht wissen, wieweit wir selbst
das Leben vergangener Menschen fortsetzen,
und daß wir nur zuweilen erstaunt merken,
wie wir in unseren Kindern weiterleben.

Gustav Freytag (1816-1895)

Wir alle wollen wissen, wer wir sind und woher wir kommen. Ganz gleich, was wir im Leben erreichen, ohne diese Klarheit bleibt eine Leere in uns, ein Gefühl der Wurzellosigkiet.

Alex Haley (1921-1992)

Was verrauscht im Strom der Zeiten,
mahnend stets die Zukunft grüßt.
Was von Alten klug geschaffen,
sei von Jungen treu geküßt.

Das Bewustsein der Verbundenheit
mit früheren Generationen kann
wie eine Rettungsleine durch
die schwierige Gegenwart sein.

John Dos Passos (1896-1970)

Sage, mit welchem Namen benennen dich Vater und Mutter,
und die Bürger der Stadt, und welche rings um dich wohnen?
Denn ganz namenlos bleibt doch unter den Sterblichen niemand,
vornehm oder gering, wer einmal von Menschen gezeugt ward,
sondern man nennet jeden, sobald ihn die Mutter geboren.

Homer, Odyssee, Achter Gesang, Vers 550 - 554 nach der Übersetzung von Johann Heinrich Voß

Vergangenheit wacht auf, sie lebt,
sobald man sich in sie vertieft ...,
so daß wir in ihr Menschen kennenlernen   
und dadurch auch uns selber.

Unbekannter Historiker

Alles kommt und geht nur, um sich zu ergänzen.
In rascher Folge erneuern sich die Generationen
immer wieder und reichen die Fackel eine der anderen weiter,
wie die Läufer im Fackellauf.

Lucrez, De rerum natura (Über das Wesen der Dinge), 2,76-79

Nur drei Geschlechterfolgen können wir durch die mündliche Überlieferung
erfassen, sechs weitere lernen wir aus den Kirchenbüchern kennen,
über fünf ältere geben uns die noch erhaltenen Grundbücher Auskunft.

So werden längst vergessene Voreltern wieder lebendig.
Kreuze und Leichensteine sind längst verschwunden,
jede Spur ihres Daseins scheint verwischt zu sein.
Ist aber wirklich nur ihr Name
in den Kirchen- u. Grundbüchern erhalten geblieben?
Nein!
Ihr Sein und Wesen lebt noch in den Enkeln und Urenkeln weiter, denn:
Wir alle sind nicht wir, sondern hängen mit unserem
Sein und Tun von denen ab, die vor uns waren.

Unbekannt

Die häuslichen Freuden der Menschen sind die schönsten der Erde, und die Freude der Eltern über Ihre Kinder ist die heiligste Freude der Menschheit.

Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827)

Wer in der Zukunft leben will,
muß in der Vergangenheit buchstabieren.   

André Malraux (1901-1976)

Ich kenne eine Kollegin,
die ihren Stammbaum zurückverfolgen
kann bis zu jenen Ahnen,
die noch auf ihm lebten.

Robert Lembke (1913-1989)

Frage die vorigen Geschlechter und nimm dir vor,
zu forschen ihre Väter. Denn wir sind von gestern her
und wissen nichts. Unser Leben ist ein Schatten auf Erden.

Hiob, 8,8

'... Auch eine Warnung darf ich hier nicht unterdrücken. Geneigter Leser, wenn du dich der Familienforschung widmest und hast ihr den kleinen Finger gegeben, so nimmt sie bald die ganze Hand. Kennst du erst einige deiner Vorfahren, dann willst du auch noch mehr von ihnen wissen und möchtest gern noch weitere kennenlernen, bis deine Ahnentafel ganz vollständig und fehlerfrei ist. Bald hast du nicht nur deine Ahnen, sondern sie haben dich. Und ist da noch irgendwo eine Lücke in deinen Aufzeichnungen, so läßt dir der Ahnherr oder die Ahnfrau keine Ruhe, weder bei Tage noch in der Nacht, und verfolgt dich im Wachen, Träumen und Schlafen, bis die Lücke ausgefüllt ist. Also gib acht, daß dich nicht der Familienfimmel erfaßt, wie so manchen anderen!'

August Ludwig, Wie die Alten sungen, Blätter aus einer deutschen Familiengeschichte, Weimar 1923, S. 10.

Gleich wie die Blätter im Walde, so sind die Geschlechter der Menschen,
einige streuet der Wind auf die Erd’ hin, andere wieder
treibt der knospende Wald, erzeugt in des Frühlings Wärme,
so der Menschen Geschlecht, dies wächst, und jenes verschwindet.

Homer, Ilias, Sechster Gesang, Vers 146-149 nach der Übersetzung von Johann Heinrich Voß

An den Vorfahren kann man nichts ändern,
aber man kann mitbestimmen,
was aus den Nachkommen wird.

François de La Rochefoucauld (1613-1680)

Wie der neue Himmel und die neue Erde,
die ich mache, vor mir Bestand haben,
spricht der HERR, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben.

Jesaja 66,22

Ahnen sind für den nur Nullen,
der als Null zu ihnen tritt.
Steh als Zahl an ihrer Spitze,
und die Nullen zählen mit.

Wilhelm Müller (1794-1827), Epigramme

Der Alten Krone sind Kindeskinder,
und der Kinder Ehre sind ihre Väter.

Sprüche Salomos 17,6

Ein Wesen, das verachtet seinen Stamm,
kann nimmer fest begrenzt sein in sich selbst.

William Shakespeare, König Lear IV, 2

Wenn aber gesagt worden ist, man solle die Vorfahren nachahmen,
dann schließt das freilich aus, daß man ihre Fehler nachmachen muß.

Cicero, De officiis (Vom pflichtgemäßen Handeln) I,33 (121)

Enkel bist du!
Siegen und Sorgen gestern Gewesener dankst du dein Dasein.
Hälst als Ahnherr Segen und Fluch fernster Geschlechter hütend in Händen.   

Aus der Edda

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt,
der ist nicht tot, er ist nur fern;
tot ist - wer vergessen ist.

Eduard Möricke (1804-1875)

Was du ererbt von
deinen Vätern hast,
erwirb es,
um es zu besitzen.

Goethe, Faust I, Vers 682f.

Wenn wir schon nicht wissen wohin wir gehn,
sollten wir wenigstens zu ergründen versuchen,
woher wir kommen, um zu ahnen, wo wir stehen.

Unbekannt

Man kann das Leben nur rückwärts verstehen,
aber man muss es vorwärts leben.

Søren Kierkegaard (1813-1855)

Man fragte den Schriftsteller (und anglikanischen Geistlichen) Jonathan Swift (1667-1745) nach seiner Ansicht über den Adel. "Jene", erwiderte er, "die nichts anderes zu ihren Gunsten anführen können als ihre Ahnen, gleichen den Kartoffeln, deren wertvollster Teil unter der Erde ruht."

Jede Generation lächelt über die Väter,
lacht über die Großväter
und bewundert die Urgroßväter.

William Somerset Maugham (1874-1965)

Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben,
Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd
An ihres Daseins
Unendliche Kette.

Johann Wolfgang Goethe, Grenzen der Menschheit, 1780

Small is the ring
Enclosing our life,
And whole generations
Link themselves firmly
On to existence's
Clain never-ending.

Johann Wolfgang Goethe, The Boundaries of Humanity, 1780 Translator: Edgar Alfred Bowring

Welch ein kleines Teilchen der unendlichen und unermesslichen Zeit ist jedem von uns zugemessen!
So schnell wird es ja von der Ewigkeit verschlungen.
Welch kleines Teilchen von der ganzen Wesenheit!
Welch kleines Teilchen von der ganzen Weltseele!
Wie klein ist das Erdklümpchen, auf dem Du umherschleichst!
Dies alles bedenke und halte dann nichts für groß als das: zu handeln,
wie Deine Natur Dich führt und zu leiden, was die Allnatur mit sich bringt.

Marc Aurel (121-180 n. Chr.)

Wer seine Wurzeln nicht kennt, hat keinen Halt.

Arnold Zweig (1887-1968)

Schäme dich nicht deiner Ahnen, Du hast auch keinen Anteil an ihren Verdiensten.

Unbekannt

Man muß wissen, woher man kommt, wenn man wissen will, wer man ist. Wir sind nicht nur wir selber. Wir sind auch unsere Herkunft. In unsere Gegenwart sind die Wünsche, die Lebensbilder, die Lebenserwartungen der Menschen eingegangen, die vor uns gelebt haben. Sie aufzuspüren heißt, sich selber kennenlernen.

Fulbert Steffensky (* 1933)

Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Sie sind Ursprung unseres Lebens.

Federico Fellini (1920-1993)

"Wenn der Mensch die Herkunft seiner Vorväter nicht kennt, gleicht er einem Affen, der sich im Walde verlaufen hat."

Mongolei

Wo es keine Vergangenheit gibt, da gibt es auch keine Zukunft. Daher liegt unserem Handeln notwendig die Vergangenheit zu Grunde.

Kitaro Nishida

Mensch ist man dort, wo man sich an seine Vorfahren erinnert und wo man für seine Enkelkinder sorgt.

Unbekannt

Auf den Ruhm seiner Vorfahren stolz zu sein, ist nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten; ihn nicht zu achten, ist schändlicher Kleinmut.

Alexander Puschkin (1799-1837)

Eine Generation geht dahin und eine andere kommt;
aber die Erde bleibt wie sie ist. Was geschehen ist wird wieder sein,
und was getan wurde, wird wieder getan. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Es ist schon einmal da gewesen, lange bevor wir geboren wurden.
Wir wissen nur nichts mehr von dem, was die Alten taten.
Und was wir heute tun oder unsere Kinder morgen, wird auch bald vergessen sein.

Bibel, Buch Kohelet/Prediger, Kapitel 1

Gedichte

Möchten sie Ihre Ahnentafel oder Ihr Familienbuch mit einem Gedicht bereichern? Dann sind Sie hier richtig. Vielleicht ist in unserer Sammlung zum Thema Familienforschung, Familiengeschichte, Vorfahren usw. ein Gedicht dabei, das Ihnen gefällt.

Viele der Ahnen findest du hier.
Von jedem führt eine Spur zu dir.
Von jedem ein Tropfen Blut in dir rinnt,
Der deine Bahn im geheimen bestimmt.
 
Ihr Tun und Denken schwingt in dir wieder -
Drückt das Gewicht ihrer Fehler nieder,
Hebt dich ihr Reichtum, ihr sehnendes Streben,
Kraft und Richtung soll es dir geben.
 
Hast versenkt du dich in ihr Geschick,
In ihr Kämpfen und Mühen, ihre Not, ihr Glück -
Dann blicke vorwärts und sei bereit,
Dein Werk zu tun zu deiner Zeit.
 
Liebe dies Leben! Umfasse es tief!
Erfühle den Sinn, wozu es dich rief!
Doch verlangt es von dir ein Ja oder Nein,
Bedenk, es gehört nicht dir allein.

Fikenscher (?)

Und darzu ist die Sippschaft gut,
daß einer Hilf dem andern tut,
in Not zusammen rinnt das Blut. 

Aus dem Mittelalter

Liegt dir Gestern klar und offen,
wirkst du heute kräftig frei,
kannst auch auf ein Morgen hoffen,
das nicht minder glücklich sei.

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)

Am Baum der Menschheit drängt sich Blüt' an Blüte,
Nach ew'gen Regeln wiegen sie sich drauf;
Wenn hier die eine matt und welk verglühte,
Springt dort die andre voll und prächtig auf.
Ein ewig Kommen und ein ewig Gehen,
Und nun und nimmer träger Stillestand!
Wir sehn sie auf, wir sehn sie nieder wehen –
Und ihre Lose ruhn in Gottes Hand!

Ferdinand Freiligrath (1810-1876)

Die Fackel geht von Hand zu Hand,
wenn einem sie der Tod entwand,
nimmt sie der nächste wieder auf;
der flammende Stafettenlauf
geht weiter ---
 
Die Zeit rinnt schnell und niemand frägt,
wie lang die Fackel jeder trägt.
Nur daß sie rein und leuchtend brennt
und daß in ihr ein Herz mitbrennt,
ist wichtig ---
 
So tragen denn auch ich und du
die Fackel fernen Zielen zu
ein kleines Stück - Mag hell sie lohn
Vor uns im Dunkeln warten schon
die andern!

Heinrich Anacker (1901-1971)

Der Familienforscher

Man forscht, man ahnt, man kalkuliert
was in den Büchern aufgeführt
in einem Wust vergilbter Daten.
oftmals ist´s pures Rätselraten
geheimnisvoller Schnörkeleien,
die sich da aneinanderreihen
auf urkundlichem Pergament,
das die Familienchronik kennt.
 
Der Forscher an dem Lesepult
bedarf besonderer Geduld,
um sich in jenen Hieroglyphen
in längst Vergang´nes zu vertiefen
und, nach gar zähem Mühewalten,
entstaubte Fakten festzuhalten
(und zwar im Klartext für den Laien -
die Ahnen mögen dies verzeihen!)
 
Unwiderstehlich ist der Bann
der Welten, die sich aufgetan
und der Familie Schicksal lüften
durch kunstvoll handgeschrieb´ne Schriften...
trotz viel Geduld und viel Geschick
gibt`s leider nicht nur Forscherglück.
doch, ist sie auch mal irreführend -
Genealogie bleibt faszinierend!

Christina Mauersberger

Ahnen

Wie viele tausend Ahnen
gewesen sind, bist du.
Aus vielen tausend Tagen
wuchs dir das Heute zu.

Ein jeder deiner Ahnen
trug Leben hin zu dir.
Kein einziger darf fehlen,
sonst wärest du nicht hier.

Auch was du längst vergessen,
in dir noch weiter lebt.
Das Glück und Leid von gestern
am neuen Tag mit webt.

So mischt sich Stolz mit Demut.
Du lebst nur, weil nichts fehlt.
Doch bist zu deinem Leben
allein nur du erwählt.

Felix von Schroeder (1912-2003)

Schicksal eines Ahnenforschers

Herr Kreitlein ging, vor Jahren schon
mit 65 in Pension;
aus Langeweile sah er drum
sich bald nach einem Hobby um.
 
Hierbei geriet er irgendwie
an seine Ahnengalerie.
Das war was wirklich Interessantes,
was völlig Neues, Unbekanntes
und er beschloß sogleich, deswegen
sich einen Stammbaum zuzulegen.
 
Er stöberte in Stadtarchiven
in Chroniken, in alten Briefen,
nahm sich bei manchem Dorfpastor
die dicken Kirchenbücher vor
und drang bei der Gelegenheit
weit, weit in die Vergangenheit.
 
Er fand zwei Schneider, einen Wirt,
vier Bauern, einen Schweinehirt,
je einen Küster, Müller, Bäcker,
drei Schmiede, einen Schieferdecker,
dann einen fürstlichen Lakai,
ein Postillon war auch dabei.
 
Ein Vorfahr war sogar Minister,
zwei andre lebten als Magister,
dann gab es ein paar Grenadiere
zwei Musikanten, zwei Barbiere,
drei Metzger und im blinden Eifer
fand er noch einen Scherenschleifer.
 
Es war ein Baum mit vielen Zweigen
von Nebentrieben ganz zu Schweigen.
Herr Kreitlein brauchte viel Papier,
viel Tinte und Geduld dafür.

Er kam bis Fünfzehnhundertneun,
doch dann schien es vorbei zu sein,
denn hier versiegten alle Quellen,
es war kein Ahn mehr festzustellen.
 
Drauf stieg Herr Kreitlein in den Zug,
der ihn ins ferne Hamburg trug,
zu Dr. Dr. Dusterwald,
der als ein Fachexperte galt.
 
Er bat ihn in bewegten Worten
des Stammes Wurzelpfahl zu orten,
beziehungsweise jenen Mann,
mit dem die Reihe einst begann.
 
Der Doktor lächelt jovial:
Verehrter, nun, dann gehn Sie mal
in unsern weltbekannten Zoo,
gleich vornean, Abteilung Zwo".
 
Herr Kreitlein fand dies sonderbar,
doch weil er schon in Hamburg war
begab er sich am gleichen Tag
zu Hagenbeck. Ihn traf der Schlag!
 
Da saß in seiner Käfig-Villa
ein Affe, nämlich ein Gorilla
und blickte traurig und verwundert
in unser jetziges Jahrhundert,
fing Läuse und verschlang Bananen.
Herr Kreitlein forschte nie mehr Ahnen.

E. Finke

Ich bin, gottlob, altadelig,
jedoch mein Sohn, das ärgert mich,
zählt einen Ahnen mehr als ich.

Friedrich Haug (1761-1829), Epigrammatische Spiele 2,43

Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet,
das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt,
das Kostbarste, was er im Leben besitzt,
ist die Familie.

Adolf Kolping (1813-1865)

Vätersegen

An unsrer Väter Taten
mit Liebe sich erbaun,
fortpflanzen ihre Saaten,
dem alten Grund vertraun,
in solchem Angedenken
des Landes Heil erneun;
um unsre Schmach sich kränken,
sich unsrer Ehre freun,
sein eignes Ich vergessen
in aller Lust und Schmerz:
das nennt man, wohl ermessen,
für unser Volk ein Herz.

Ludwig Uhland (1787-1862)

Chronik

Geschrieben steht auf einem von den Blättern,
den arg vergilbten, mit Gelehrtenschrift,
was Andres Arnold, Roßhirt hier, betrifft,
in längst veralteten, längst blassen Lettern:
 
Geboren siebzehnhundertvierzig. Dann geworben
um Magdalena Kümmerle. Getraut.
Am Haus des Lebens schlecht und recht gebaut.
Elf Kinder. Früh verwitwet. Spät gestorben.
 
Dies ist das Leben irgendeines Mannes,
und keiner sieht mehr dieses Lebens Spur,
und unsre späten Augen finden nur
im Kinderreihen dreimal stehn: Johannes.
 
Nur dies. Und wissen plötzlich die Geschichte
von diesem Leben, das uns eines war
wie alle sind, und das mit einem klar
im eignen Leide steht, im eignen Lichte:
 
Dreimal die Zeugungsnacht. Und dreimal schwanger.
Dreimal gebären. Dreimal erster Schrei.
Dreimal ein Kampf, wer hier der Stärkre sei:
Gott oder Roßhirt. Dreimal Totenanger.
 
Dreimal ein Kindergrab. Mit weißen Steinen
schön eingefaßt. Und Blumen. Und man kann
sie sonntags sehen. Einen großen Mann,
sein Weib daneben. Still, ganz ohne Weinen.
 
Und dreimal hier im Buch den gleichen Namen:
Johannes Arnold. Und das Kreuz besagt:
In Christi Namen schlafe, bis es tagt.
Du warst, Herr, und du bleibst der Sieger. Amen.

Albrecht Goes (1908-2000)

.... und sollst einst wissen,
dass dieses Leben süsser Atem,
dass dieser Herzschlag tiefes Eigentum
nur Lehen ist, und dass durch euer Blut,
Vergangenheit und Ahnenerbe
und fernste Zukunft rollt,
und das für jedes Haar auf eurem Haupte
ein Kampf, ein Weh, ein Tod gelitten ward.

Hermann Hesse (1877-1962)

Die Mauer der Menschheit
 
Mach' dich mit deiner erreichten Höh' nicht groß!
Du stehst auf deiner Ahnen Schultern bloß!
Ein jeder von ihnen war einmal wie du
Der Höchste, und ihn deckten die Nächsten zu,
Wie Stein auf Stein empor sich fügt zum First.
Du bist nur Giebel, bis du Sockel wirst!
Vieltausend werden auf deinen Schultern stehn
Und ebenso stolz auf dich herunter sehn.

A. De Nora (= Anton Noder) (1864-1936)

Familienchronik

Eintauchen in einen Brunnen aus Zeit,
sich verlieren zwischen Generationen,
dem Labyrinth von Geschlechtern folgen,
das Irrlicht des Anfangs suchen.
 
Kriege erleben und Hungersnöte,
Seuchen und Feuersbrünste.
Dabei wie Gott sein,
ergriffen und unbeteiligt,
mit dem Wissen
von Jahrtausenden.
 
Tiefer und tiefer steigen,
um jene zu treffen,
die als erste den Boden bestellten,
der sie später verschlang
und mich trägt.
Ihre und meine
geborgte Heimat
auf Zeit.

Werner Somplatzki

Grenzen der Menschheit, Strophe 4 und 5
 
Was unterscheidet
Götter von Menschen?
Dass viele Wellen
Vor jenen wandeln,
Ein ewiger Strom:
Uns hebt die Welle,
Verschlingt die Welle,
Und wir versinken.
 
Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben,
Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd,
An ihres Daseins
Unendliche Kette.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

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