Im Stadtarchiv Münchberg sind zwei Lehenbücher vorhanden, die von 1649 bis 1719 und von 1718 bis 1800 reichen. In ihnen wurden Besitzerwechsel bzw. die Belehnung mit Gebäuden und Grundbesitz dokumentiert, um die Kontrolle über die Abgaben zu wahren, die gegenüber der Stadt und dem Landesherrn fällig wurden. Die Aufzeichnungen erlauben einen Einblick in Lebensbereiche, die von Kirchenbüchern nicht abgedeckt werden: sie informieren über Käufe, Besitztausch und Erbfälle, die Besitzgeschichte oft innerhalb von Verwandtschaftsverhältnissen, die Lage und den Wert (bzw. die steuerliche Belastung) von Häusern und Grundstücken, aber auch über Brandstätten und verlassene Hofstellen, wie sie es im Dreißigjährigen Krieg immer wieder gegeben hat; weiter geben sie Informationen über die Regelungsdichte der frühneuzeitlichen Stadtverwaltung, die etwa Fahrrechte oder Wässerungsvorschriften für die Wiesen betraf. Deutlich werden so immer wieder die Alltagsverhältnisse in einer kleinen Ackerbürgerstadt, in der Viehhaltung und Fischzucht eine besonders große Rolle spielten.
Die z.T. sehr schwer lesbaren, durch eine Vielzahl von Ergänzungen und Korrekturen immer wieder überarbeiteten Quellen wurden von der Bearbeiterin vollständig transkribiert und eingehend kommentiert. Erstellt wurde ein Register, das knapp 2700 Personen (samt Berufsangaben) mit oft zahlreichen Nennungen zugänglich macht.